Restaurierungsarbeiten in Hann. Münden

Springe nach unten zu Fotos  bzw. Presseartikeln zu den Restaurationsarbeiten

Aus einem Kurzreferat der Eröffnungsveranstaltung von Prof. Rolf Grimm zur Ausstellung nahezu aller im Museum Hann. Münden vorhandenen Skulpturen Gustav Eberleins vom 12.07. bis 14.09.1997 im Welfenschloss zu Münden.

Große Teile des Werkes zerstört

In der Eröffnungsveranstaltung berichtete Prof. Rolf Grimm, Vorsitzender der Gustav-Eberlein-Forschung e.V., anhand von Diapositiven über die Bergung und Restaurierung der 1982 von dem Verein auf dem Dachboden über dem Museum im Schloss als Fußbodenpacklage aufgefundenen Gipstrümmern von Originalmodellen sowie von beschädigten Gemälden des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Eberlein.

Der in Spiekershausen (Staufenberg/Nds.) geborene Maler und Bildhauer Prof. Gustav Eberlein, zur „Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts“ gehörend, hatte seit 1894 im Schloss seiner Heimatstadt Hann. Münden eines der größten Künstlermuseen im damaligen Preußen auf eigene Kosten eingerichtet und die Skulpturen und Gemälde der Stadt Hann. Münden unter der Bedingung geschenkt, dass sie erhalten bleiben müssten und dass Abgüsse nur unter staatlicher Aufsicht erfolgen dürften, wie ein Brief Eberleins an die Stadt vom 11.08.1894 belegt (s. S. 58). Es handelte sich um kostbare Originalgipse, die vom Tonmodell abgenommen waren und die dann als Vorlage oder Form für die Herstellung von Marmor- und Bronzestücken dienten. Die meisten dieser Gipsmodelle waren unersetzliche Unikate.

Im Museum Münden wurden viele dieser Werke schwer beschädigt oder kamen abhanden.

Die jetzt ausgestellten Werke stellen höchstens ein Drittel der ehemals im Museum vorhandenen Skulpturen und Gemälde dar. Vernichtet sind überwiegend die größeren, teilweise überlebensgroßen Skulpturen, wie Fotoaufnahmen des Museums im Jahr 1898 und 1931/37 sowie die Museumskataloge von 1905 und 1931 bestätigen.

Prof. Grimm ging auf die Umstände der in dieser Form beispiellosen „Mündener Kunstvernichtungsaktion“ ein. Über die rd. 190 im Museum Münden zur Zeit vorhandenen Skulpturen und Skulpturenreste sowie 11 Gemälde hinaus ist ein Großteil der Skulpturen und Gemälde verschollen bzw. auf Müllhalden in Meensen bei Göttingen und Hann. Münden gelandet.

Ursache der Schäden

Die größten Verluste musste das Museum hinnehmen, als im Frühjahr 1960 bei der Erneuerung des Fußbodens im Dachraum des Schlosses durch das städtische Bauamt eine Vielzahl von überwiegend sehr qualitätsvollen Skulpturen, die im Wege standen, entfernt und andere zu einer Fußbodenpacklage zerkleinert wurden. Über diesen Vorgang liegt ein Aktenvermerk des Nieders. Landeskonservators vom 20.12.1960 vor, der die diesbezüglichen Aussagen des damaligen Museumsleiters, der seine Unschuld beteuert, enthält. Es heißt dort wörtlich:

„Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, dass der Dachraum in der letzten Zeit einen neuen Fußboden aus Holzbrettern erhalten hat. Da die Neuverbretterung noch nicht abgeschlossen ist, konnte bemerkt werden, dass als Füllmaterial zwecks Isolierung Gipsbrocken verwendet wurden. Einige Gipsmodelle sind noch im Dachraum vorhanden, die aber durch mutwilliges Abschlagen einzelner Teile durchweg schwer beschädigt sind. Der Museumsleiter, Konrektor i.R. Voigt teilte auf Befragen mit, dass diese Maßnahmen ohne sein Wissen wohl im Frühjahr 1960 bei der Erneuerung des Fußbodens im Dachraum durch einen Angehörigen des Stadtbauamtes Hann. Münden angeordnet waren. Im Dachraum waren die nicht im Heimatmuseum ausgestellten zahlreichen Gipsmodelle Eberleins magaziniert.“

Dachraum des Schlosses

Auch noch nach 1960 sind mit großer Wahrscheinlichkeit Skulpturen vom Dachboden „entfernt“ worden. Unter anderem fand Prof. Grimm zwischen den Gipsbrocken, neben denen auch Reste von zerschlagenen Mündener Fayencen lagen, eine Bild-Zeitung vom 24.05.1967.

Ein Teil der Skulpturen war in eine stillgelegte Zellulosefabrik in Hann. Münden (Schulzenrode), welche die Stadt am 12.07.1961 angekauft hatte und deren Gelände seit 1958 als Deponie für Hausmüll und Bauschutt genutzt wurde, ausgelagert worden. Dort ebnete man die Kunstwerke bei dem Abriss des Magazingebäudes 1968 mit ein. In einem Artikel des Göttinger Tageblattes vom 08.01.1964 heißt es:

„Bei einem Besuch in den Räumen der alten Cellulose-Fabrik in Schulzenrode fiel der Blick auf einen Stapel von Werken der Bildhauerei. Es war ein Großteil der Werke von Eberlein. Wirr lagen und standen die mehr oder weniger beschädigten Werke herum, der weiteren Zerstörung ausgesetzt. Sind sie wirklich so uninteressant und wertlos?“

In einem Artikel des verstorbenen Mündener Ortsheimatpflegers Dr. Brethauer in der Mündener Allgemeinen vom 29.06.1969 sind Reste von in der Zellulosefabrik gelagerten, beschädigten Gipsgruppen abgebildet, darunter Teile der Gruppe „Friedrich der Große stirbt in den Armen des Grafen von Hertzberg“ und Teile vom (1.) Wettbewerbsentwurf zum Richard-Wagner-Denkmal im Berliner Tiergarten.

Zwischen 1972 und 1975 „rettete“, wie Prof. Dr. Peter Bloch es gegenüber Prof. Grimm nannte, die Skulpturengalerie Berlin drei qualitativ hochstehende Original-Gipsskulpturen und zahlreiches Zeichen- und Textmaterial, mit ziemlicher Sicherheit auch Gemälde. Während im Museum Hann. Münden noch kein einziges Werk von Gustav Eberlein inventarisiert ist, wurde dieses in Berlin mit dem aus Münden verbrachten „1. Entwurf zum Goethedenkmal in Rom“ getan (Inv. Nr. SKG 22/72). Die ebenfalls aus Münden stammende Gipsgruppe „Venus fesselt Amor“ war bis zur Schließung der Abteilung in der Skulpturengalerie in Berlin-Dahlem ausgestellt. Heute befindet sie sich im Magazin der Alten Nationalgalerie. Ein Teil des Materials, das 1975 von dem Kunsthistoriker Dr. Dreyer mit der Spedition Dörnte nach Berlin verbracht wurde, unter anderem das Gipsoriginal zur Gruppe „Venus züchtigt Amor“, befindet sich heute leider in Privathand in Krefeld und Berlin. Es sollte von der Stadt Hann. Münden möglichst bald zurückgefordert werden. Dieses gilt ebenso für den Torso einer Portraitbüste Kaiser Wilhelm II., der 1979 aus dem Museum nach Krefeld transportiert wurde. Der Kopf dieser Büste wurde in Münden im Schutt gefunden und restauriert.

Prof. Grimm trat mit seinen Ausführungen ganz entschieden der in der „Mündener Allgemeinen“ am 28.07.1997 getroffenen Aussage des Leiters des Archivs und des Museums entgegen, der ausgeführt hatte:

„Bei Kriegsende 1945 und kurz danach erlitt das Museum erhebliche Verluste, die es in die Reihe der am meisten betroffenen niedersächsischen Museen brachten“ (s. Museumsgeschichte und Göttinger Tageblatt 18.07.1897).

Zumindest Kunstwerke Eberleins sind nach der Darlegung von Prof. Grimm nicht im Kriege beschädigt worden oder abhanden gekommen, für die zahlreichen anderen Kunstschätze und archäologischen Funde, die heute vermisst werden, hält er es für sehr unwahrscheinlich.

Schon in einem ganzseitigen, bebilderten Artikel in der Mündener Allgemeinen vom 02.03.1972 mit der Überschrift „Unwiederbringlich verloren – Die Werke Gustav Eberleins“ war über die „Verluste“ im Museum Münden spekuliert worden:

„Sicherlich ist es nicht abwegig, dass den Siegern von 1945 die Büsten deutscher Heerführer und Kaiser ein Dorn im Auge waren und sie den deutschen Militarismus auch im Bild ausrotten wollten, wobei sie das Zerstörungswerk dann auf „harmlose“ Figuren ausdehnten. Merkwürdig erscheint allerdings die Tatsache, dass diese Soldaten das eigentliche Museum verschonten und sich nur an die im Dunkel auf dem Dachboden stehenden Werke hielten.“

Der Artikel schließt mit den Worten:

„Eine Wiederherstellung soll wegen der starken Beschädigungen unmöglich sein, da die Gesichtszüge irreparabel verdorben sind. Vielleicht unternimmt man doch noch einen letzten Versuch?“

Restaurierung

Dieser Versuch wurde unternommen. 1982 wurden in einer Art „Geheimaktion“ von Mitgliedern der Gustav-Eberlein-Forschung die ersten Bodendielen auf dem Dachboden des Museums im Schloss aufgenommen. Dieses wertete das Staatshochbauamt Göttingen als Sachbeschädigung. 1983 nahm sich dann die Stadt Hann. Münden organisatorisch der Sache an, nachdem der Gustav-Eberlein-Forschung ein Zuschuss in Höhe von DM 2.000,- vom Nieders. Ministerium für Wissenschaft und Kultur für die Bergung der Scherben in Aussicht gestellt war. Prof. Dr. Arndt und Prof. Dr. Herzog unterstützten die Arbeiten mit der kostenfreien Erstellung von Gutachten.

Kostenaufstellung

Zwischen 1983 und 1993 konnten unter der Leitung von Prof. Grimm von den Restauratoren Erhard Joseph, und Bernd Eger, den Kunsthistorikerinnen Ute Hoffmann und Heidi von Pein sowie Herrn Kaerger und ihm selbst insgesamt 69 Skulpturen der auf dem Dachboden beschädigt aufgefundenen Werke, teilweise mit einem Gewicht von bis zu 8 Zentnern, sowie 10 Gemälde durch den Restaurator Manfred Lausmann wiederhergestellt werden. Reste von 92 Skulpturen wurden gesichert und zum Teil für eine Restaurierung vorbereitet. Die sitzende Figur eines „sinnenden Bismarck“, für die im Museum Münden verständlicherweise kein Platz war, ist heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin neben dem Bamberger und dem Magdeburger Reiter aufgestellt. Im Museum Hann. Münden ist vorgesehen, einige wenige Werke statt wie bisher im Eingangsgeschoss neben dem Foyer in Form von Wechselausstellungen im „Basement“ zu zeigen. Nach Jahren der Odyssee wird der Hauptteil der restaurierten Skulpturen und Gemälde nach dem Ende der gegenwärtigen Ausstellung in einem nun fachgerechten Magazin außerhalb des Museums eingelagert. Die meisten der Skulpturen sind im Werkverzeichnis abgebildet.

Der Wert der durchgeführten Arbeiten betrug rd. 630.000 DM. Die Kosten wurden überwiegend durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und durch das Kulturelle-Zonenrand-förderungs-Programm (KZP) gedeckt. Die Sparkasse finanzierte im Verbund mit der Nds. Sparkassenstiftung die Restaurierung des 7×3 m großen Ölgemäldes „Die Macht des Meeres“, das heute im Rittersaal des Schlosses hängt. Einen Anteil im Wert von rd. 130.000 DM brachten Prof. Grimm mit 2.600 und Herr Kaerger mit 600 Arbeitsstunden in der Restaurierungswerkstatt für die Gustav-Eberlein-Forschung e.V. ehrenamtlich ein. Die Stadt Hann. Münden beteiligte sich mit rd. 90.000 DM. Den Hauptanteil trugen der Bund und das Land Niedersachsen – korrekterweise die Steuerzahler.

 

Fotos

Erster Fund am 26.11.1982 zwischen den Balken des Holzbodens nach Aufnahme der Dielen, Relief „Stille Nacht“ (GV 34), daneben Fundstücke der Fayence-Manufaktur Münden

Aufnahme des Holzfußbodens

Umlagerung der bis dahin nicht zugeordneten Bruchstücke 1983

Umlagerung auf Schultische 1983

Eva an der Leiche Abels (GV 47); Restaurator Erhard Joseph

Bild des Werkes vor der Zerstörung

Bruchstücke 1983

Verschämtes Mädchen (GV 270), wieder hergestellt

Engel wälzen den Stein vom Grabe (GV 55), abschließende Wiederherstellung geplant

Bild des Werkes vor der Zerstörung

Frühlingserwachen (GV 333)

Kopf ergänzt

Originalabbildung 1890

Portaitbüsten

Adam mit der Leiche Abels (GV 44), Ergänzung anhand einer Bronze

Scherben unter Holzfußboden

Viola Woog (GV 481), abschließende Wiederherstellung 2019 (nicht abgebildet)

Erste Liebe (GV 274), Wiederherstellung mithilfe des Werkverzeichnisses von 1983

Bild des Werkes vor der Zerstörung

Adam und Eva am Ende ihres Lebens (GV 48), Kopf der Eva von einer Bronze in Winterthur abgegossen

Bild des Werkes vor der Zerstörung

Vorbereitende Arbeiten Heidi von Pein

Bild des Werkes vor der Zerstörung

Hoftheater Wiesbaden (GV 106); Restaurator Erhard Joseph

Sitzend sinnender Bismarck (GV 165), 1931 im Museum Münden

wie vor, 1995 im Deutschen Historischen Museum Berlin mit Bamberger und Naumburger Reiter

Amor empfängt Venus im Olymp (GV 288)

Bild des Werkes vor der Zerstörung – die Flügel wurden nicht ergänzt, da ursprünglich aus begipsten Gänsefedern

Schuhbinderin (GV 332)

Rest vom Gipsoriginal.

Macht des Meeres (GV 716), um 1913 falsch herum auf Baubohle gewickelt

Begutachtung durch Anneliese „Anni“ Knauf, Rolf Grimm, Ute Hoffmann (verh. Sellmer) und Heidi von Pein

Restaurierung durch Manfred Lausmann mit eigens angefertigter mechanischer Konstruktion

Aufziehen auf Aluminiumrahmen durch Mitarbeiter

Verlorene Gipsoriginale in eingeebnetem Fabrikgebäude (Zellwolle, Hann. Münden) 1963: Friedrich der Große (GV 175), Richard Wagner (GV 107), unbekanntes Kolossalwerk

Denkmal Kaiser Wilhelm I. Charlottenburg (GV 179) 2. Entwurf, auf dem Dachboden des Welfenschlosses neben weiteren nicht wieder hergestellten Gipsoriginalen

Erhard Joseph, Wibbecke

Bernd Eger, Hamburg

Günther Kaerger († 2007), Hann. Münden; 600 ehrenamtliche Arbeitsstunden

Rolf Grimm, Hemmingen/Spiekershausen; 2.600 ehrenamtliche Arbeitsstunden

Presseartikel zur Restaurierung

 

Aktenvermerk des Herrn Reuther (Niedersächsisches Landesverwaltungsamt) vom 20.12.1960

Betr.: Hann. Münden, Heimatmuseum im Schloss; Gipsmodelle des Bildhauers Gustav Eberlein (1847-1926)

Bezug: Besichtigung am 03.11.1960 anlässlich der Überprüfung der begonnenen Restaurierungsarbeiten im „Gemach zum Weißen Ross“ durch Landeskonservator Prof. Dr. Karja und dem Unterzeichneten.

„Anlässlich der Überprüfung der begonnenen Restaurierungsarbeiten an den Wandfresken im „Gemach zum Weißen Ross“ des Schlosses zu Hann. Münden machte der mit der Durchführung der Arbeiten beauftragte Restaurator Dietrich von Scholley (Stuttgart) darauf aufmerksam, dass im Dachwerk des Schlosses Reste der ursprünglich bemalten Renaissance-Holzbalkendecke eingebaut sind. Diese Deckenreste wurden gemeinsam untersucht, um Anhaltspunkte für die ursprüngliche Raumgestaltung zu gewinnen.

Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, dass der Dachraum in der letzten Zeit einen neuen Fußboden aus Holzbrettern erhalten hat. Da die Neuverbretterung noch nicht abgeschlossen ist, konnte bemerkt werden, dass als Füllmaterial zwecks Isolierung Gipsbrocken verwendet wurden, die durch Zerschlagen von im Dachraum magazinierten Gipsmodellen des Bildhauers Gustav Eberlein gewonnen wurden. Einige Gipsmodelle sind noch im Dachraum vorhanden, die aber durch mutwilliges Abschlagen einzelner Teile durchweg schwer beschädigt sind.

Der Museumsleiter, Konrektor i.R. teilte auf Befragen mit, dass diese Maßnahme ohne sein Wissen wohl im Frühjahr 1960 bei der Erneuerung des Fußbodens im Dachraum durch einen Angehörigen des Stadtbauamtes Hann. Münden angeordnet wurden. Im Dachraum waren die nicht im Heimatmuseum ausgestellten zahlreichen Gipsmodelle Eberleins magaziniert.“

Dieser Aktenvermerk ging in Abschrift an den Museumspfleger der Niedersächsischen Heimatmuseen, Herrn Dr. Stuttmann, und an das Niedersächsische Landesmuseum Hannover.

 

Niedersächsische Allgemeine Zeitung vom 02.03.1972:

Unwiederbringlich verloren: Die Werke Gustav Eberleins

Nur Füllmaterial – Kunsthistoriker bedauert Verlust

„Gipsbrocken in Mengen gibt es auf dem Boden des Mündener Welfenschlosses. Kleinste Stücke als Dielenunterfütterung, große als wenig beachtetes Gerümpel in einer Ecke des Bodens. Nimmt man noch die wenigen erhaltenen Figuren im Mündener Museum zusammen oder die beschädigten auf dem Schlossboden hinzu, dann steht man vor dem, was einst Gustav Eberlein geschaffen hat, ein Mann, der aus dem Kreis Münden stammte und vor etwa 80 Jahren der große Kaiser- und Publikumsliebling war. Zerschlagen, wie der Staat jener Epoche, dem er diente ist auch sein Werk. Vollstreckt wurde das Todesurteil über Eberleins Schaffen in den Jahren 1945 bis etwa 1961 in seinem Heimatkreis Münden.“

„Statt in der Welfenschlosskapelle befindet sich der größte Teil von Eberleins Werk heute als Füllmaterial in einem etwa 20 cm hohen Raum unter den Dielenbrettern des gleichen Schlosses. Sprach die Zeit zu früh ihr Urteil über Eberlein? Wurde es zu früh vollstreckt?“

„Es gibt zwei unbeweisbare Behauptungen:

Die einrückenden alliierten Truppen hätten 1945 die Figuren als Zielscheibe benutzt.

Beim Umbau des Schlosses habe man die Figuren zerschlagen, um Füllmaterial zu gewinnen.

Merkwürdig erscheint allerdings die Tatsache, dass die Soldaten das eigentliche Museum verschonten und sich nur an die im Dunkeln auf dem Dachboden stehenden Werke hielten.“

„Viele Stücke sind jedenfalls heute noch vorhanden, Köpfe ohne Ohren und Nasen, Arme, Beine usw. Eine Wiederherstellung soll wegen der starken Beschädigungen unmöglich sein, da die Gesichtszüge irreparabel verdorben sind. Vielleicht unternimmt man doch noch einen letzten Versuch?“

 

Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen (Nr. 2 / 1985, S. 64-68)

Der Bildhauer, Maler und Dichter Gustav Heinrich Eberlein – Zum Schicksal des Werkes eines Künstlers des Historismus

Der Artikel erläutert die auf Initiative und mit wesentlicher Unterstützung der „Gustav-Eberlein-Forschung e.V.“ durchgeführten Restaurierungsarbeiten im Zeitraum 1982 bis 1985. Insgesamt wurden 1982 die Reste von 161 Gipsoriginalen, nach denen die Marmorkopien oder Bronzeabgüsse entstanden, als Schutt einer Dielenunterfütterung auf dem Dachboden des Museums im Schloss zu Hann. Münden, Eberleins Heimatstadt, zusammen mit 11 schwer beschädigten Gemälden gefunden.

Zwischen 1982 und 1992 wurden 69 Skulpturen wiederhergestellt und 27 zur Restaurierung vorbereitet. Die restlichen 65 wurden zur Dokumentation gesichert. Von den Gemälden wurden 9 wiederhergestellt, darunter das Kolossalgemälde „Die Macht des Meeres“ (3 x 7 m). Die Maßnahmen erforderten rd. 250.000 Euro.

 

Hessische / Niedersächsische Allgemeine vom 05.09.1987:

Rekonstruktion eines Eberlein-Werkes – Brocken werden „Eva – Abel“

Aus hunderten höchstens faustdicken Brocken wird derzeit die lebensgroße Skulptur „Eva an der Leiche Abels“ von Gustav Eberlein wieder zusammengesetzt. Es handelt sich um ein etwa 4 Zentner (200 kg) schweres Gips-Original, das der Bildhauer von seinem Ton-Original formte. Er schuf auch eine gleich große Marmorkopie, die seit seinem Tod am 5. Februar 1926 verschollen ist.

 

Hessische / Niedersächsische Allgemeine vom 20.10.1992:

Skulpturen-Ausstellung – Werk Eberleins in Bonn dabei

Auch ein Werk Eberleins gehört zu den „Kleinplastiken des 19. Jahrhunderts“ aus der Sammlung der Nationalgalerie Berlin, die von Donnerstag an bis zum 3. Januar 1993 in Bonn ausgestellt werden.

 

Hessische / Niedersächsische Allgemeine vom 06.12.1995:

Gustav-Eberlein-Statue – Bismarck neben Bamberger Reiter

Die mühselig wieder zusammengefügte Bismarck-Statue von Gustav Eberlein steht jetzt repräsentativ im Deutschen Historischen Museum unter den Linden in Berlin.

 

Hessische / Niedersächsische Allgemeine vom 22.03.1995:

Eberlein-Forschung – Werke besser präsentieren

Der Verein „Gustav-Eberlein-Forschung“ will die Werke des Künstlers im Museum seiner Heimatstadt Hann. Münden besser präsentiert sehen. Mit der Stadtverwaltung soll das „Machbare“ ausgelotet werden.