Museumsführer des Städtischen Museums Hann. Münden 1905

Unveränderte Wiedergabe des Textes. Werknummern (GV) in eckigen Klammern ergänzt. Die Ausgabe von 1931 finden Sie hier.

Münden, ein Städtchen von etwa 10000 Einwohnern, liegt am Zusammenfluß der Werra und Fulda, in einem lieblichen Tale, das rings von waldigen Bergen eingeschlossen wird. Die an landschaftlichen Schönheiten so außerordentlich reiche Stadt ist ein beliebter Ausflugsort für zahlreiche Fremde, deren Zahl sich von Jahr zu Jahr vergrößert. Es ist aber nicht allein die herrliche Lage Mündens, die so überaus anziehend auf die Besucher wirkt, sondern auch die vielen Sehenswürdigkeiten in der Stadt selbst bildeten von jeher einen großen Anziehungspunkt für die Fremden.

Unter den Sehenswürdigkeiten ist besonders das alte Schloß zu erwähnen, das lange Jahre hindurch die Residenz des berühmten Fürstengeschlechts aus dem herzoglichen Hause Braunschweig-Lüneburg war. 1070 von Otto v. Northeim erbaut und durch Otto I. erweitert, wurde dasselbe 1735 zu einer Kaserne umgebaut und 1778 in einen Kornspeicher umgewandelt. Pracht und Herrlichkeit hatten damit ein Ende, das Schloß verfiel immer mehr, bis endlich in neuerer Zeit der preußische Staat Mittel zur Verfügung stellte, den alten Herrensitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg wieder auszubauen. In einem Teile des Schlosses ist das städtische Museum untergebracht, das aus zwei Abteilungen, dem Eberlein- und Altertümer-Museum, besteht.

Durch die bedeutende Vergrößerung beider Abteilungen des Museums ist es notwendig geworden, für die Besucher einen „Führer“ zu schaffen, der in kurzen Worten über alle Werke und Sammlungen Aufschluß gibt.

Besondere Berücksichtigung hat das Eberlein-Museum gefunden. Ueber das Altertümer-Museum ist nur eine kurze Uebersicht gegeben, weil dasselbe noch vielen Neuerungen und Veränderungen unterworfen ist, und aus diesem Grunde ein näheres Eingehen auf die einzelnen Gegenstände der Sammlung nach Ansicht des Verfassers nicht zweckmäßig erschien.

Den Herren Professor Eberlein und Pastor Meyer, die dem Verfasser bei Bearbeitung des Führers mit Rat und Tat zur Seite gestanden, sei an dieser Stelle herzlichster Dank ausgesprochen.

Münden, im Juli 1905          Der Verfasser

1. Das Eberlein-Museum.

Gustav Eberlein

Gustav Eberlein wurde am 14. Juli 1847 in dem Dorfe Spiekershausen bei Hann. Münden als Sohn eines Grenzbeamten und einer Bäuerin geboren. In dem stillen, von dem großen Weltverkehr abgeschnittenen Dörfchen, „das“, wie der Künstler selbst in seinen Lebenserinnerungen sagt, „idyllisch wie ein Hänflingsnest im Busch, zwischen tiefen Wäldern an der Fulda liegt,“ erhielt der heranwachsende Knabe nur wenig geistige Nahrung. Die Einsamkeit und Poesie der ihn umgebenden Natur wirkten damals schon ganz besonders auf den dafür empfänglichen Knaben. Eberlein schreibt in seinen oben erwähnten Jugenderinnerungen über diese Zeit: „Wie nach der Schöpfungsgeschichte alles Leben dem Wasser entsprungen ist, so empfing auch ich von den schönen Windungen des Flusses, der sich teilend und Inselchen bildend, über Wehre stürzend, mit seinem Rauschen mich einwiegte, die ersten Anregungen von Form, Farbe und Tönen.“ Als Eberlein acht Jahre alt war, wurde sein Vater nach Münden versetzt; der Knabe kam dadurch in eine Umgebung, die seinen Gesichtskreis zu erweitern vermochte. Nach der Konfirmation wurde Eberlein zuerst Schreibergehülfe bei einem Gerichtsvollzieher, dann Stubenmaler und Holzschnitzer und zuletzt Goldschmied. Doch Befriedigung konnte er in keinem dieser Berufe finden. Seine Seele, die wie ein gefangener Sänger des Waldes im engen Tale seiner Heimat umherflatterte, strebte nach Höhenluft. Nach der Alltäglichkeit der Arbeit sann er ungelösten Rätseln seines gequälten jungen Lebens nach; in ihm klangen und sangen ungeborene Werke, wogten verschwommene Bilder durch seinen Sinn. Verzweiflung und Bitterkeit im Herzen, konnte ihm die begrenzte Heimat jedoch jene unbewußte Sehnsucht nach Kunst in jeder Gestalt nicht befriedigen. Mächtig zog es ihn nach den bevorzugten Stätten echter Kunst und Bildung. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es Eberlein endlich, die Kunstschule in Nürnberg besuchen zu können, und damit, war der erste Schritt in das neue Leben getan. Mit dem geheimen Feuer der Energie, das den Künstler bis zum heutigen Tage beseelt, begann er nun, reich mit den Gaben der Mutter Natur bedacht, sein Studium. Nach dreijährigem Aufenthalt auf der Nürnberger Kunstschule ging der junge Bildhauer nach Berlin, um hier seine Kenntnisse zu bereichern. Berauschende Sinnenschönheit, herbe Charakteristik und Einfachheit, Andacht und Einfalt, derbe Naturalistik, alle diese Eigenschaften versuchte er in seiner dürstenden Seele zu einem einzigen harmonischen Klage zu vereinen. Eberlein mußte zwar noch lange Jahre warte, bis auch er seinen Anteil an den gewaltigen Aufgaben erhielt, die der bildenden Kunst in den ersten Jahrzehnten nach den großen Siegen von 1870-71 zu teil wurden. Durch den Aufenthalt in Berlin mit seinen großen Museen und Sammlungen erhielt der junge Künstler ein tieferes Verständnis für antike Kunst, deren ideale Formen seinem Gefühle am nächsten lagen. In diese Zeit fällt Eberleins erste Reise nach Rom. Früher, als er gehofft, wurde sein Wunsch, Italien, das höchste Ziel seiner Sehnsucht, zu sehen, erfüllt. Er durfte nach Venedig, Florenz und Rom gehen, in jene Städte, wo die bedeutendsten Kunstschätze des Altertums und der Renaissance aufgehäuft sind, wo jeder Stein die Spuren einer großen Vergangenheit zeigt, wo ein Donatello, Michelangelo und Raphael gelebt, Männer, die für einen bildenden Künstler der Inbegriff alles Höchsten sind. Hier erhielt Eberlein eine Fülle von Anregungen, die für sein späteres Leben von größter Bedeutung waren. Unter Venedigs und Roms Einfluß entstanden hier zwei Werke: Die symbolische Darstellung vom Reichtum des Meeres [1], modelliert in Venedig; und die Errettung eines christlichen Märtyrers vom Kreuzestode durch eine Römerin [33], in Rom ausgeführt. Klar und deutlich ist an diesen Bildwerken schon der Weg zu erkennen, auf dem Eberleins Kunst sich bewegen sollte: höchste Lebenskraft und quellende Formenfülle auf der einen Seite, auf der andern ein tief ernster Sinn. Das sollte die Richtschnur seines Schaffens werden. Eberlein selbst schreibt: „Seele möchte ich in das schöne kalte Antlitz antiker Kunst pressen. Das Leid und die Runen echten Schmerzes möchte ich in der Menschen Gesicht und Körper graben können, ohne der Schönheit des Werkes wehe zu tun. Tausend gute, inhaltreiche und darum unverkäufliche Kunstwerke möchte ich zur Freude meiner Zeitgenossen schaffen.“ Das mutet bei den Werken des Künstlers gerade am meisten an, daß er versteht, die feierliche Ruhe der Antike mit der inneren Beseelung und Empfindung des modernen Lebens zu verschmelzen. „Wie die antiken Künstler den Inhalt und das geistige Wesen ihrer Zeit vollkommen erschöpft haben, so hat auch Eberlein ein Gleiches zu tun versucht, indem er alle antikisierenden Figuren zwar im Geiste der Antike entwarf, aber in allen Einzelheiten doch strikte nach der Natur, die ihm das Leben gab, bildete und sie kühn auch mit der modernen Empfindung unserer Zeit erfüllte. Daß er dabei die naive Unbefangenheit erreichte, die wir an den Werken der antiken Bildnerei bewundern, ist einer der Hauptvorzüge seines künstlerischen Wesens.“

Voll Hoffnung und Zuversicht war Eberlein wieder in Berlin eingezogen, aber überall, wo er auch um Arbeit anklopfte, fand er verschlossene Türen. Trotz dieses Mißgeschicks verließ den schaffensfreudigen, mit einer stürmisch drängenden Seele ausgestatteten Künstler die Begeisterung für seinen Beruf nicht. Mit eisernem Fleiß und zäher Energie arbeitete er weiter an der Verkörperung seiner Träume. Im Keller des Neubaues des Gewerbemuseums hatte ihm der Erbauer desselben, Gropius, die bescheidenste Werkstatt angewiesen.  Hier entstand das Werk, das den Namen Eberlein hinaustrug in alle Gaue des weiten deutschen Vaterlandes: „Der Dornauszieher“ [4]. Dieses Werk, durch welches der Künstler mit der kleinen goldenen Medaille belohnt wurde, befindet sich in der National-Galerie zu Berlin in Marmor ausgeführt.

Jetzt folgten große Aufträge rasch aufeinander. Im Jahre 1880 schuf der Künstler eine monumentale Brunnenanlage für die internationale Fischereiausstellung in Berlin [94], in der Eberleins große Begabung für die Brunnenplastik scharf zu Tage trat. In der Folge zeigte sich immermehr eine Eigenart seiner Werke und seines Könnens. Jener hinreißende Enthusiasmus für die Schönheit, die tiefe Ehrfurcht seines Wesens vor der Größe der Natur, der unerschöpflich scheinende Strom seiner Erfindung und Phantasie verband sich in ihm mit einer bewunderungswürdigen Leichtigkeit des Schaffens. Eberlein sagt in seinen Lebenserinnerungen: „Auf dem Umwege der heutigen Ueberkultur wieder zur göttlichen Einfachheit der Natur zurückkehren, vor ihr mit gefalteten Händen versunken stehen, mit dem Gefühl der Ohnmacht, aber auch der Kraft, im Unterliegen siegen, im Taumel des schöpferischen Neugebärens vor alten ehrwürdigen Werken knien – das heiße ich einen Künstler.“ Das sind Worte, aus denen das klare Wollen und Denken eines mitten im Leben kraftvoll und schöpferisch stehenden Künstlers spricht. Der erste Gedanke zu dem „Dornauszieher,“ jenem Bildwerk, das Eberlein den „Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft bahnte,“ ist ihm durch blitzschnelle Eingebung gekommen. Seine Werke werden so gedankenschnell geboren, daß er Kopf und Herz in ihnen nicht zu trennen vermag. Er selbst erzählt in seiner Charakteristik: „Ich arbeitete von je leicht, mit fiebernden Händen, doch ohne Ermüdung, sodaß ich oft im Zweifel bin, war erst der Gedanke und dann das Werk, oder umgekehrt. Meine zehn Finger hasten in unglaublichem Eifer, in unbeschreiblicher Schaffenslust, die Detail-Formen der Natur in die großen Linien der Phantasie zum Bildwerke zu kneten.“ Die seinen Arbeiten eingeprägten Ideen sind mühelos der Wechselwirkung von Kopf und Herz entsprungen. Daß Eberlein mit nie ermüdender Energie und großem Fleiß die ihm gestellten Aufgaben beginnt und zu Ende führt, erkennen wir aus seinen eigenen Worten: „Die Brust gefüllt mit Schaffenslust, eile ich jeden Morgen freudig in meine Arbeitsräume, um sie abends beseligt vom Vollbringen, Hoffnung gefüllt – zögernd zu verlassen. Ein  Mißerfolg hat mich nie mutlos gemacht – nein – die verlorene Schlacht gebar einen neuen Schlachtplan. Wenn mich das Leben verwundet, ist die Werkstatt meine Zuflucht, darin ich meine eigenen bescheidenen Altäre baue. Fleiß war der Mörtel, und eine sich gegen jedes Hindernis aufbäumende, nimmer müde Energie war ein Teil der Kraft, die einiges schuf, das man bemerkte.“ Von seiner bedeutenden Arbeitskraft und Schaffensfreudigkeit zeugen eine Anzahl großer Monumente, monumentaler, religiöser und profaner Werke, die bildnerisch und architektonisch (denn er ist sein eigener Architekt) von ihm erfunden und geschaffen wurden, und in vielen Städten unseres deutschen Vaterlandes Aufstellung gefunden haben und ihnen zur Zierde gereichen, so u.a. in Mannheim, Elberfeld, Ruhrort, Altona, München-Gladbach, Krefeld, Kiel, Tilsit, Berlin, Rom, Posen und Sondershausen. Im Jahre 1906 wird das Lortzing-Denkmal [210], in Marmor ausgeführt, den Tiergarten in Berlin schmücken.

Es ist nicht zu leugnen, daß Gustav Eberlein unter den lebenden Bildnern einer der bedeutendsten ist; einer, der seinen Künstlerberuf als das höchste Ideal seines Lebens auffaßt, der seine Bildwerke mit einer Grazie, Kraft und Schönheitsfülle umgibt, Eigenschaften, welche nur hervorragende Werke allein auszeichnen. Dabei steht Eberlein abseits von dem großen Schwarm. In seiner Werkstatt schafft er einsam sinnend. Dort sucht er Zuflucht, wenn er dem Trubel der Großstadt entflieht, dort findet er jene Gedankenfülle, die ihn befähigt, in seinen Arbeiten seinen Mitlebenden etwas zu geben und zu sagen. Ein selten gottbegnadeter Mensch ist Eberlein, nicht nur bildender Künstler, auch Dichter und Schriftsteller ist er. Wie die klaren Fluten an seinem Heimatdörfchen anmutig lieblich, leicht spielend vorüber eilen, so muten uns auch seine dichterischen Schöpfungen an. Welche Wortfülle, welch’ bilderreiche Sprache, welch’ eine Tiefe des Inhalts! Und bei allem nichts Suchendes, nichts Gezwungenes. So spricht, so schreibt nur ein Mensch, den die Muse mit ihren Fittigen berührt, den die Muse geküsst. Man lese nur: „Aus eines Bildners Seelenleben,“ [1000] das neueste Buch: „Michelangelo nebst anderen Dichtungen und Gedanken über Kunst“ [1050], seine Selbstbiographie und man wird gefesselt sein von der wahrhaft glänzenden Sprache, von den lebhaften, farbenprächtigen und doch so klaren Bildern.

In Münden, wo dem Künstler die besondere Ehre zu teil geworden, daß ihm große Säle des alten Welfenschlosses zur Aufstellung seiner Werke zu einem Eberlein-Museum zur Verfügung gestellt wurden, hat er sich dicht am Waldesrande eine kleine Villa erbaut, um hier in stiller Zurückgezogenheit die Sommermonate zu verbringen. Er ruht aber auch hier nicht; rege Phantasie und nimmermüde Gedanken verlangen gebieterisch nach Gestaltung; seine frischquellende Schaffenskraft läßt noch vieles und Bedeutendes von ihm erhoffen.

A. Der Kirchen-Saal.

Nr. 1. Standbild Kaiser Wilhelms II. [161]

Nr. 2. Goethe bei Betrachtung von Schillers Schädel. [204.2]

Eine Halbfigur aus dem Jahre 1898. Die Gedanken und Empfindungen, welche Goethe bei Betrachtung von Schillers Schädel bewegten, schrieb er in folgendem Gedichte nieder:

Bei Betrachtung von Schillers Schädel.

      „Im ernsten Beinhaus war’s, wo ich beschaute,

      Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;

      Die alte Zeit gedacht’ ich, die ergraute,

      Sie stehn in Reih’ geklemmt, die sonst sich haßten,

      Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,

      Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.

      Entrenkte Schulterblätter (was sie trugen,

      Fragt niemand mehr) und zierlich thät’ge Glieder,

      Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.

      Ihr Müden also lagt vergebens nieder;

      Nicht Ruh’ im Grabe ließ man euch, vertrieben

      Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,

      Und niemand kann die dürre Schale lieben,

      Welch edlen Kern sie auch bewahrte.

      Doch wie Adepten war die Schrift geschrieben,

      Die heil’gen Sinn nicht jedem offenbarte,

      Als ich inmitten solcher starrer Menge

      Unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte,

      Daß in des Raumes Moderkält’ und Enge

      Ich frei und wärmefühlend mich erquickte,

      Als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge.

      Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte!

      Die gottgedachte Spur, die sich erhalten!

      Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte,

      Das flutend strömt gesteigerte Gestalten.

      Geheim Gefäß, Orakelsprüche spendend,

      Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten,

      Dich, höchster Schatz, aus Moder fromm entwendend

      Und in die freie Luft, zu freiem Sinnen,

      Zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend!

      Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,

      Als daß sich Gottnatur ihm offenbare,

      Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,

      Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre!“

Aus diesem Gedichte hat der Künstler eine Strophe an den Sockel seines Werkes eingegraben. Die Gruppe steht im Gartenzimmer des Goethehauses in Weimar, in demselben Raume, in welchem Goethe und Schiller meist vereint weilten.

Nr. 3. Büste Bismarcks. [437]

Nr. 4. Die Landwirtschaft und der Reichtum des Landes. [104.1]

Kolossal-Gruppe für das Landesgewerbemuseum in Stuttgart in Bronce ausgeführt.

Die blühende Schönheit des weiblichen Körpers der einen Gestalt und die kraftvolle, den Erntekranz jauchzend hochschwingende Männergestalt sollen den Reichtum und die Kraftfülle des württembergischen Landes darstellen.

Nr. 5. Die Schiffahrt. [168.4]

Nr. 6. Die Industrie. [168.3] Beide Werke, aus dem Jahre 1898 stammend, werden durch zwei sehnige, kraftgeschwellte Männergestalten dargestellt. Es sind die Seitenfiguren vom Kaiser Wilhelm Denkmal in Altona.

Nr. 7. Kopf Richard Wagners vom Wagner-Denkmal in Berlin. [474] Das Denkmal steht im Tiergarten in Berlin, in Marmor aus Penteliko in Griechenland gearbeitet.

Nr. 8. Amor als Bogenspanner. [14] Amor, auf ein Säulenkapitäl sich stützend, hat soeben seinen Pfeil schußbereit auf den Bogen gelegt.

Nr. 9. Pieta. [35] Die Beweinung des Leichnams Jesu. Maria, in dem unendlichen Schmerz, den sie als Mutter des Heilandes empfindet, ist neben den vom Kreuze genommenen Christus niedergesunken. Sie hat ihr Haupt auf die Brust des Toten gelegt, als wolle sie horchen, ob wirklich alles Leben entflohen sei.

Nr. 10. Griechische Flötenspielerin. [6]

Nr. 11. Christlicher Märtyrer, [33] an ein Andreaskreuz gefesselt, wird von einer, von einem Gelage kommenden, heidnischen Römerin vom Tode errettet.

Erstes größeres Werk des Künstlers, entstanden während des ersten längeren Aufenthalts in Rom.

Nr. 12. Weinendes Mädchen. [373]

Nr. 13. Pygmalion und Galatea. [294] Pygmalion, König von Kypros, faßte für die elfenbeinerne Statue einer Jungfrau, (Meernymphe Galatea) welche er selbst gefertigt, eine solche Leidenschaft, daß er Aphrodite bat, dieselbe zu beleben. Der Künstler stellt den Augenblick dar, wo Pygmalion die zum Leben erweckte Galatea von ihrem Triumphwagen hebt, um sie in seine Arme zu schließen.

Nr. 14. Das Geheimnis. [290] Amor, der lose Bube, flüstert Venus, der Göttin der Liebe, ein Geheimnis ins Ohr.

Nr. 15. Die gefangenen Juden in Babylon. [58] Der alte, geblendete König Zedekia hat keine Hoffnung mehr, sein Heimatland je wiederzusehen; auch die Mutter blickt hoffnungslos in die Ferne. Das Kind, das den Schmerz der Gefangenschaft noch nicht empfindet, ist aber von seinen Eltern bereits über das traurige Los seines Volkes aufgeklärt. Die Anregung zu dieser Gruppe erhielt der Künstler durch die Worte der Bibel: „An den Wassern Babylons saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.“

Nr. 16. Portraitbüste. [421]

Nr. 17. Der Friede sichert die Kraft des Landes. [104.2] Kolossal-Gruppe für das Landesgewerbemuseum in Stuttgart in Bronce ausgeführt. Die Segnungen des Friedens erzeugen die Kraft des Landes, die durch den einherschreitenden, gezähmten Löwen dargestellt ist.

Nr. 18. Entwurf zu dem Bismarck-Denkmal in Krefeld. [147a]

Nr. 19. Büste der Gattin des Künstlers, Maria, geb. Gräfin von Hertzberg. [450]

Nr. 20. Dornauszieher. [4] Das erste bedeutungsvollere und Zukunft verheißende Werk des Künstlers. Im Geiste der Antike entworfen, jedoch in allen Einzelheiten, die dem Künstler das moderne Leben gab, nach der Natur gebildet. Der Knabe, mit dem Weinlaubkranz und der Pansflöte in der Hand, ist leicht als einer vom Gefolge des Bacchus zu erkennen.

Nr. 21. Der ewige Schlaf. [79] Eine in schönem Linienfluß auf reichem Sarkophage ruhende Frauengestalt.

Nr. 22. Gott Vater haucht Adam den lebendigen Odem ein. [40]

Nr. 23. Friedrich der Große stirbt in den Armen seines Ministers Grafen v. Hertzberg. [175]

Nach den neuesten historischen Forschungen entspricht dies den Tatsachen.

Nr. 24. Viktoria, eine Kaiserbüste bekränzend. [131] Die Siegesgöttin schmückt die auf einem hohen, architektonisch reich ausgebildeten Postament stehende Kaiserbüste mit dem Lorbeerkranz; ein Kind schreibt an die Vorderseite folgende Inschrift:

      Vater des Volks

      Und Mehrer seines Ruhms,

      Kaiser des Reichs

      Voll höchsten Heldentums.

      Ehrfürcht’ge Liebe

      Und Verehrung haben

      Dein Bild dem Volke

                 Ewig

          Eingegraben.

Nr. 25. Königin Luise mit dem Prinzen Wilhelm. [137]

Nr. 26. Löwe. [142.5] Vom Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. in Krefeld 1898.

Nr. 27. Die Macht des Meeres. [716] Kolossal-Oelgemälde, an welchem der Künstler vier Jahre gearbeitet hat.

Nr. 28. Grabdenkmal. [82]

 

a. Erster Nebenraum.

Nr. 29. Denkmal des Landgrafen Philipp v. Hessen. [197]

Nr. 30. Entwurf eines Krupp-Denkmals. [193] Auf dem Sockel Krupp, nachdenkend das Haupt in die Hand gestützt, vor dem Sockel eine kräftige Arbeitergestalt auf einem Kanonenrohr sitzend. Der Sockel selbst ist mit folgenden Reliefs geschmückt: Blüte des Hauses. Die Arbeit. Das erreichte Ziel. Minerva zeigt den Weg. Studium. Erziehung.

Nr. 31. Kaiser Wilhelm-Denkmal in Ruhrort. [150] Auf einem hohen Obelisken liegt die Kaiserkrone, die ein Adler mit seinen mächtigen Schwingen beschützt. Die Siegesgöttin reicht dem Kaiser den Lorbeerkranz. Vor dem Obelisken: Darstellung der Kaiserproklamation in Versailles. Im Vordergrunde: Ein Löwe beschützt mit seinen mächtigen Tatzen die Palme des Friedens. An den Seiten des Denkmals zwei allegorische Gestalten: Die Geschichte und der bewaffnete Frieden.

Nr. 32. Erster Entwurf zu einem Wagner-Denkmal in Berlin. [207d] Auf dem Sockel thront die dramatische Musik; vor demselben sitzt Wagner. An den Seiten Gebilde aus Wagner’schen Opern: Siegfried, Kriemhilde und Brunhilde, Tannhäuser, Parsifal, Rheintochter und Alberich. Die Eigenart dieses Entwurfes, der viele begeisterte Freunde fand, besteht darin, dass die Gestalt Wagners nicht oben auf dem Sockel, sondern vor demselben sitzt. Dadurch wird dieselbe in größerer Nähe des Beschauers gerückt, was als ein Vorzug zu betrachten ist.

Nr. 33. Entwurf zu einem Lessing-Denkmal für Berlin. [194] Lessing in vornehmer Haltung auf dem Sockel; vor diesem die Darstellung der Toleranz (religiöse Duldung). An der Hinterseite die Versinnbildlichung des Dramas. Die beiden Seitenfiguren stellen zwei Freunde Lessings dar: Mendelssohn (Philosoph) und den Schriftsteller und Buchhändler Christoph Friedrich Nicolai.

Nr. 34. Die Erscheinung des Engels auf dem Gefilde Bethlehems. [30] Erster plastischer Versuch, den der Künstler im Jahre 1865-1866 als Goldschmiedslehrling mit dem Taschenmesser in Holz geschnitten.

Nr. 35. Entwurf zu Fresken für das Berliner Rathaus. [775] Die Segnungen des Friedens und das Erblühen der Reichshauptstadt. (preisgekrönt.)

Nr. 36. Photographien von Entwürfen zu den verschiedensten Denkmälern.

Nr. 37. Original-Illustrationen aus dem Werke: „Aus eines Bildners Seelenleben.“

Nr. 38. Das Glücksschiff. [546] Photographie. Ein Tafelaufsatz, den die deutschen Städte dem Kronprinzen, nachmaligen Kaiser Friedrich, und der Kronprinzessin zu ihrer Silberhochzeit als Geschenk überreichten.

Nr. 39. Die Eltern und Schwestern des Künstlers.

Nr. 40. Zwei Photographien vom Reiterstandbild Kaisers Wilhelms I. in Elberfeld. [142]

Nr. 41. Verschiedene kleinere Schöpfungen Eberleins.

Nr. 42. Kompositionen und Zeichnungen aus den ersten Studienjahren des Künstlers.

Nr. 43. Photographien verschiedener Werke des Künstlers.

Nr. 44. Kaiser Friedrich-Denkmal zu Elberfeld [149] und Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I in Elberfeld [142]. Photographien.

Nr. 45. Original-Illustrationen aus dem Werke: „Aus eines Künstlers Seelenleben.“

Nr. 46. Giraffe von Löwen angefallen. [542] Diese Gruppe ist von dem Künstler im zoologischen Garten in Berlin unter den Augen des Afrikajägers Schilling nach der Natur modelliert. (Dasselbe gilt von Nr. 17 im Bismarcksaal). Die Tiere sind durchaus in richtigem Größenverhältnis zueinander gearbeitet.

 

b. Zweiter Nebenraum.

Nr. 47. Luther-Denkmal. 1884. [192] Auf dem Sockel Luther; an den vier Ecken die vier treuesten Mitarbeiter an dem Werke der Reformation: Philipp Melanchthon, Bugenhagen, Ullrich v. Hutten und Justus Jonas.

Nr. 48. Kaiser Wilhelm-Denkmal für Stuttgart. 1890. [146] Ein Genius überreicht der Siegesgöttin Kaiserkrone, Scepter und Schwert.

Nr. 49. National-Denkmal für Bismarck in Berlin. 1896. [165]

Nr. 50. Kaiser Friedrich-Denkmal für Charlottenburg. [179] Auf dem Sockel die trauernde Germania; vor demselben: Kaiser Friedrich wird von Rittern getragen; im Vordergrunde der Kriegsgott und die Geschichte.

Nr. 51. Richard Wagner-Denkmal. [207] Skizze zu dem für Berlin zur Ausführung gelangten Denkmal. Wagner auf dem Sockel in einem Sessel sitzend; seine Augen schweifen sinnend in die Ferne. Am Fuße des Sockels: Wolfram von Eschenbach, als Genius der deutschen Nation, bringt dem Meister seine Huldigung dar. Die Zeichnung zu dieser Sockelfigur ist von Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. selbst entworfen. An der Rückseite des Sockels: Rheintochter mit Alberich; die linke und rechte Seite schmücken Gestalten aus bekannten Wagner’schen Opern: Brunhilde, Siegfried und Tannhäuser.

Nr. 52. Wilhelm Lotze. [464] Verfasser der Geschichte von Münden.

Nr. 53. Brunnengruppe. [90]

 

B. Der Mommsen-Saal.

Nr. 1. Mommsen. [475] Kolossal-Büste.

Nr. 2, 3, 4, 5, 6, 7. Adam- und Eva-Cyklus. In der ersten Gruppe [41] umschlingt Adam voll Erstaunen und Entzücken die soeben erschaffene Eva; knieend vor ihrer Schönheit. Die zweite Gruppe [42] stellt den ersten Kuß dar. Die dritte Gruppe [43] zeigt Adam und Eva nach dem Sündenfall. Eva verzweifelt zusammen gesunken; Adam in der Voraussicht des kommenden Schicksals des Menschengeschlechts seiner Widerstandskraft sich bewußt werdend. In der vierten Gruppe [44] schildert der Künstler den dumpfen Schmerz Adams, der seinen toten Sohn zu der fassungslosen Mutter bringt. Die fünfte Gruppe [48] zeigt Adam und Eva am Ende des Lebens. In der letzten Gruppe [49] senkt Adam den Leichnam Evas ins Grab.

Nr. 8. Christus am Marterpfahl. [52]

Nr. 9. Der Traum. [301] Einem schlafenden Manne erscheint im Traume die Verkörperung seiner Sehnsucht.

Nr. 10. Das Leid. [368]

Nr. 11. Dante. [457] Studienbüste aus dem Jahre 1900.

Nr. 12. Allegorische Darstellung der Geschichte. 1890. [159.4]

Nr. 13. Hippokrates, [95.4] der berühmteste Arzt des Altertums, lebte von 460-364 v. Chr. Er begründete die Lehre von den Krisen und die Diätetik.

Nr. 14. Allegorische Darstellung der Staatswissenschaften. [159.3]

Nr. 15. Die Vertreibung aus dem Paradiese. [757] Oelgemälde. Gott Vater weist Adam und Eva mit erhobener Hand aus dem Paradiese.

Nr. 16. Die Armen und Elenden vor der Himmelstür. [758] Eine Gruppe Armer und Elender, die vor der Himmelstür erschienen sind, blicken in heißem Flehen empor zu dem blendenden Licht der göttlichen Glorie.

 

C. Der Bismarck-Saal

Nr. 1. Bismarck. 1896. [165] Der Künstler stellt Bismarck nicht als Helden dar, sondern im Augenblick einer großen Entscheidung. Auf einem Baumstamme sitzend, den Kopf auf den rechten Arm gestützt, blickt er sinnend in die Ferne.

Nr. 2. Befreite Psyche. [292]

Nr. 3. Königin Luise und Napoleon in Tilsit. [173] Bei den Friedensverhandlungen in Tilsit stellte Napoleon sehr harte Bedingungen, welche die Königin Luise dadurch zu mildern suchte, daß sie persönlich den stolzen Korsen um Milde bat. Bei dieser Unterredung handelte es sich bekanntlich um Magdeburg. In Tilsit selbst erhält man über das Zusammentreffen Napoleons mit Luise folgende Schilderung.

Nach einem gemeinsamen Mittagsmahle bat Napoleon um den Blumenstrauß in der Hand der Königin. Diese verspricht Gewährung der Bitte, falls Napoleon Magdeburg als Gegengabe bietet. Kaltlächelnd entgegnete der Kaiser: „Magdeburg ist mir mehr wert als hundert Königinnen.“ Diesen Moment hält das Eberlein’sche Werk fest. Napoleon steht neben der lieblichen Erscheinung der Königin, Zorn im Antlitz und doch wieder voll Ehrfurcht zurückschreckend vor der Erhabenheit einer solchen Frau.

Nr. 4. Venus, Amor züchtigend. [265] Venus züchtigt den kleinen Amor wegen seiner vielen schalkhaften Streiche.

Nr. 5. Modell einer Uhr. [551]

Nr. 6. Skizze zu einem Rückert-Denkmal. [191]

Nr. 7. Herzwund. [378]

Nr. 8. Verklungene Melodien. [745] Oelgemälde.

Nr. 9. Theresa de Pinto. [439] Gemahlin des chilenischen Gesandten in Berlin. Portraitbüste.

Nr. 10. Der königliche Hofschauspieler Arndt als Theodor Körner. [460] Nach dem Ueberfall bei dem Dorfe Lützen lag Theodor Körner schwer verwundet in einem Gehölz und glaubte sterben zu müssen. Da dichtete er den „Abschied vom Leben.“

      „Die Wunde brennt; die bleichen Lippen beben.

      Ich fühl’s an meines Herzens mattem Schlage,

      Hier steh ich an den Marken meiner Tage

      Gott, wie Du willst! Dir hab’ ich mich ergeben.“

Diesen Augenblick will der Künstler zur Darstellung bringen.

Nr. 11. Psyche. [345]

Nr. 12. Madonna. [69] Relief.

Nr. 13. Frau v. Hanneken. [472] Portraitbüste.

Nr. 14. Else Rhein. [468] Portraitbüste.

Nr. 15. Eva nach dem Sündenfall. [369]

Nr. 16. Sterbender Adonis. [730] Adonis ist das Sinnbild männlicher Schönheit. Nach griechischem Mythos der Geliebte der Aphrodite und Persephones. Die Nymphen des Waldes klagen um den auf der Saujagd tötlich Verwundeten.

Nr. 17. Menschenaffe auf einem Gnu sitzend. [544] Nach der Natur im Zoologischen-Garten in Berlin modelliert.

Nr. 18. Verzweifelt. [374]

Nr. 19. Schlafendes Mädchen. [368]

Nr. 20. Maenade. [394]

Nr. 21. Herzwund. [875]

Nr. 22. Der Reichtum der Rheinlande. [107.1] Monumentalbrunnen, ausgeführt in Bronce für Mannheim. Versinnbildlicht die Fruchtbarkeit des Landes. Eine kräftige Männergestalt, umgeben von der Loreley, von Nymphen und Nixen, hebt eine Brunnenschale empor, die durch Früchte bis an den Rand gefüllt ist.

Nr. 23. Brunnengruppe für Berlin. [257] In den einzelnen Gruppen versinnbildlicht der Künstler den Kampf der Menschen mit den Elementen und den Ungeheuern. Wegen der Größe konnte dieses Werk nicht zur Ausführung kommen.

Nr. 24. Der Nibelungenhort. [107.3] Monumentalbrunnen ausgeführt in Bronce für Mannheim (Siehe Nr. 22.) Diese Gruppe weist auf die Sage von dem in den Rhein versenkten Nibelungenhort hin. Die alte Kaiserkrone hebt eine der Rheintöchter freudig empor, zum Zeichen, daß durch das Erscheinen Kaiser Wilhelms der Zauber des Nibelungenhorts gelöst ist.

Nr. 25. Rosa Poppe, [459] Königliche Hofschauspielerin in Berlin, als Sappho. Sappho, eine griechische Dichterin aus Mytilene auf Lesbos, stürzte sich nach der Sage aus Liebesgram vom leukadischen Vorgebirge ins Meer.

Nr. 26. Weinendes Mädchen. [337]

Nr. 27. Faun. [409] Gott der Berge, Wälder und Fluren.

Nr. 28. Faun blasend. [410]

Nr. 29. Eugenio von Piram (Pirani?, Komponist). [440]

Nr. 30. Der Kuss. [274]

Nr. 31. Adolf Müller, berühmter Ornithologe. [443]

Nr. 32. Bacchus, auf einem Weinkrug stehend. [407]

Nr. 33. Verwundete Nymphe. [291]

Nr. 34. Das Verbrechen. [62] Der Mörder, der eben von der Stätte seiner Mordtat flieht, wird von der Rachegöttin verfolgt und in raschem Fluge erreicht. Sie hat sich an seine Schulter geworfen und flüstert ihm immer wieder seine ruchlose Tat ins Ohr. Die linke Hand der Rachegöttin schnürt dem Verbrecher die Kehle zu. Dadurch will der Künstler die Angst versinnbildlichen, die den Verbrecher von Ort zu Ort treibt.

Nr. 35. Die Nemesis erreicht den Verbrecher. (Die Strafe.) [63] Auf der Flucht ist der Mörder zusammengebrochen; triumphierend und gefühllos setzt die Rachegöttin ihren Fuß auf den Leib des Verbrechers. Nr. 34 und 35 sind zwei Gruppen, die in engster Verbindung miteinander stehen.

Nr. 36. Venus fesselt Amor. [269] Der Künstler stellt Amor als den kleinen Bösewicht dar, der, um größeres Unheil zu verhüten, von der Göttin gefesselt wird. Obgleich der lose Bube schon ein Jammergeschrei erhebt, wird Venus ihrem ungezogenen Lieblinge doch nicht wehe tun.

Nr. 37. Sehnsucht. [17] Jüngling auf einer Truhe sitzend blickt sinnend in die Ferne.

Nr. 38. Mutter Natur. [789] Oelgemälde.

Nr. 39. Die gestorbenen Ideale. [760] Pastellgemälde. Auf einem Sarkophage liegt eine Frauengestalt, die vom Genius der Kunst beweint wird.

Nr. 40. Der Gesang des Meeres. [820] Oelgemälde. Eine mächtige Frauengestalt, eine Lyra in der Hand haltend, von Nymphen umgeben, schreitet singend über das Meer.

Nr. 41. Panther und Löwen ziehen einen Wagen, [738] auf dem eine Viktoria steht.

Nr. 42. Stille Nacht, heilige Nacht. (Relief). [34]

Nr. 43. Er will nicht beten. [271]

Nr. 44. Der grosse Pan, Flöte blasend. [289] Pan ist der griechische Wald- und Weidegott mit Bocksfüßen und Hörnern. Er ist der Beschützer der Herden, Hirten und Jäger: zugleich Dämon des Schreckens.

 

D. Der Goethe-Saal.

Nr. 1. Das Goethe-Denkmal in Rom. [208b] Im Jahre 1902 wurde Eberlein von Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. beauftragt, für Rom ein Goethe-Denkmal zu schaffen. Auf dem hohen Säulenkapitäl steht Goethe, ein Buch in der Rechten, den Mantel über den linken Arm geschlagen. Die Gruppen am Sockel versinnbildlichen die drei Kulturstaaten: Italien, Griechenland und Deutschland. Links Italien: Mignon mit dem Harfner; rechts Griechenland: Iphigenie und Orest; an der Rückseite Deutschland: Faust und Mephisto. Mignon mit dem Harfner stellt die lyrische Dichtung dar; Iphigenie und Orest die dramatische und Faust und Mephisto die Philosophie. Als der Goethe-Kopf von diesem Denkmal in der „Leipziger Illustrierten Zeitung“ zum ersten Male abgebildet erschien, erhielt der Künstler von einem Anonymus aus Würzburg einen in hoher Begeisterung geschriebenen Brief, worin es in Bezug auf den Kopf heißt: Allen, die am Leben verzweifeln, sollte man diesen Kopf zeigen: Sehet, welch’ ein Mensch! Oder hätten die griechischen Sagen recht? Verbirgt sich ein Gott hinter diesen Zügen? Dann wäre er schlecht verborgen, denn unter Schauern wittert man seine Nähe.

Nr. 2. Schmollis. [296] Zwei Männergestalten erheben in fröhlichster Laune ihre Becher und trinken Brüderschaft.

Nr. 3. Portraitbüste.

Nr. 4. Prinz Friedrich Karl. [155] Reiterstandbild.

Nr. 5. Das Erwachen. 1891. [333] Eine Mädchengestalt nach erquickendem Schlaf die Glieder dehnend, ein Sinnbild des erwachenden Frühlings.

Nr. 6. Der „alte Fritz“. [632]

Nr. 7. Tanzender Silen. [16] Silen ist der Gefährte des Weingottes Bacchus; er wird dargestellt als dickbäuchiger Alter mit dem Glatzkopf. Die obige Gruppe zeigt Silen in Begleitung zweier Frauengestalten in der übermütigsten Weinlaune.

Nr. 8. Tanzender Silen. [408] Silen, als Jüngling, auf einer Amphora tanzend, dargestellt.

Nr. 9. Verwundete Nymphe. [291] Ein jugendlicher Hirt zieht der Nymphe einen Dorn aus dem zierlichen Fuße.

Nr. 10. Zopfflechtendes Mädchen. [364]

Nr. 11. Löwenmutiger Sieger, [157.3] dargestellt in einer ruhenden Jünglingsgestalt.

Nr. 12. Allegorische Darstellung des Tanzes. [373]

Nr. 13. Versinnbildlichung der Musik. [323]

Nr. 14. Verwundete Nymphe. [344]

Nr. 15. Weibliche Statue.

Nr. 16. Johanne Bangert. [448] Portraitbüste.

Nr. 17. Lilli Petschnikoff. [467] Portraitbüste. Lilli Petschnikoff, eine bedeutende Geigenkünstlerin, Gattin des berühmten russischen Geigenvirtuosen.

Nr. 18. Geheimrat Enneccerus. [446] Portraitbüste.

Nr. 19. Königin Luise. [172] Entwurf zu dem in Marmor ausgeführten Denkmal in Tilsit.

Nr. 20. Friedrich Wilhelm III. [178] Entwurf zu der Statue in der Siegesallee.

Nr. 21. Studiengruppe zum Goethe-Denkmal. [208]

Nr. 22. Gruppe für das Hoftheater in Wiesbaden. [106.4] Die dramatische Muse mit dem Thyrsosstab in der Hand steht auf ihrem Triumphwagen, der von drei Panthern gezogen wird.

Nr. 23. Herzog von Meiningen. [454] Portraitbüste.

Nr. 24. Eva an der Leiche Abels. [47] Hier kommt das Entsetzen der Mutter des Menschengeschlechts zum Ausdruck, da sie am erschlagenen Sohne den ersten Toten schaut.

Nr. 25. Justizminister v. Schönstedt. Portraitbüste. [444]

Nr. 26. De Souza. [441] Portraitbüste in natürlicher Größe. De Souza, ein bekannter portugiesischer Opernsänger mit einer selten machtvollen Stimme. Dargestellt als Falstaff in der Scene, in welcher er singt: Seht, einst war auch ich so dünn und schlank, daß ich durch diesen Ring geschlüpft wäre.

Nr. 27. Die Schiffahrt. [528]

Nr. 28. Die Vertreibung aus dem Paradiese. [756] Pastellgemälde. Von der Schwere der Strafe zusammengebrochen, klammert sich Eva hilfesuchend an Adam. Drei Engel wenden sich zürnend, zugleich auch trauernd von ihnen ab.

Nr. 29. „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ [759] Pastellgemälde. Ein verwundeter Arbeiter, gestützt auf Vater und Schwester, naht sich dem ihm als Vision erscheinenden Heilande, um von ihm Heilung zu erlangen.

Nr. 30. Bild.

Nr. 31. Die Nachtwandlerin. Oelgemälde. [874]

Nr. 32. Verwundete Arbeiter erwarten von Gott Heilung. [821] Oelgemälde.

Nr. 33. Die Kunst. [712] Pastellgemälde. Der Künstler stellt dar: a. Die Geschichte der Kunst verzeichnet ihre Tagen. b. Der Genius der Kunst küßt die Phantasie, damit sie schöpferisch werde. c. Der Nachruhm. d. Ein Märtyrer der Kunst.

Nr. 34. Originale zu den verschiedensten Werken des Künstlers.

Nr. 35. Liebestraum. [276]

 

Die Eberburg.

das Tuskulum des Bildhauers Gustav Eberlein

 

liegt auf einem der schönsten Aussichtspunkte Mündens unterhalb der Tilly-Schanze. Im Stile der alten römischen Villen hat sich Eberlein dort einen Sommersitz geschaffen einfach, doch eigenartig. Schon als Kind schaute er von seinem Vaterhause hinüber auf die von den ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne beleuchtete Wiese, und als Mann erfüllte sich die Sehnsucht, diesen Platz zu besitzen. Von ausgedehnten Reisen zurückkehrend, hat er dort manche interessante Erinnerung in Gestalt von Kunstwerken, antik und modern, bei der Anlage des Besitztums verwendet. Wenn der Sommer seine schönen Tage sendet und Eberlein hier Erholung sucht nach angestrengter Tätigkeit in der Reichshauptstadt, wird im Angesichte dieser Erinnerungen des Südens Pracht und Herrlichkeit, nach dem Norden übertragen, in ihm lebendig. Die Mitte des Plateaus, zu dem rosenüberwucherte Treppen hinaufführen, nimmt ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. [170] ein, in Bronce und Sandstein ausgeführt; auf der Höhe des Waldrandes ragt das Standbild Kaiser Friedrichs [149], dessen Original sich in Elberfeld befindet. Rings sind Marmorbruchstücke von Antiken und monumentale Teile römischer Tempel aufgestellt, wertvolle Originale, welche der Künstler selbst in der Campagna di Roma gefunden und mitgebracht hat. Dieselben sind wild überwuchert und von Blüten umrankt, sodaß der Besucher dieses Tuskulums wohl eine Ahnung von der Schönheit der Natur und Poesie Italiens empfängt. Haus und Atelier hat Eberlein außen und innen geschmückt mit holzgeschnitzten alten Portalen aus Rom und Venedig; in die Außenwand des Wohnhauses sind ebenfalls viele antike Marmorbruchstücke eingemauert. Die Innenräume sind ausgestattet mit Altertümern und antiken Möbeln. Die Gemälde, welche sich im Speisezimmer befinden, sind Pastelle, welche der Künstler selbst auf die Wand gemalt hat. Im Atelier entstehen während seines Sommeraufenthalts Skizzen und Werke der Plastik und Malerei, die im Herbst dann in Berlin zur Ausführung gelangen. Somit ist die Eberburg durch die Schönheit ihrer Lage und durch den Schmuck antiker und moderner Kunstwerke eine Hauptsehenswürdigkeit Mündens.

Das Weserkastell.

An der Weser hat sich der Künstler vor einigen Jahren das Weserkastell erbaut, ein Cyklopenbau aus rauhen und unbehauenen Sandsteinfelsen. Wenn die beiden antiken Altäre, die unten an der Weser auf der Plattform ragen, mit ihrem Flammen- und Wolkenzug die eigenartige Fassade dieses Baues abends in wechselnder Beleuchtung hell hervorzaubern,  wenn aus dem

2. Das Altertümer-Museum

nicht wiedergegeben

Weserstrom und dem weithin verdämmernden Tale die Abendnebel aufsteigen, dann scheint dem Beschauer ein Stück germanischer Vergangenheit entgegenzutreten. Die Halle des Weserkastells, die eine sehr schöne Büste des Kaisers Augustus aus buntem Marmor enthält und nach dieser Büste „Halle des Augustus“ genannt wird, ist geschmückt mit vielen interessanten Möbeln und Gemälden. Beide Besitzungen sind Dienstags und Freitags für den Fremdenverkehr geöffnet; nach vorheriger Anfrage wird der Besuch aber auch gern an den übrigen Tagen gestattet.